Auf den Spuren von Jakobe von Baden (Teil 1)
Wenn es dunkel wird an der Rheintreppe beim alten Düsseldorfer Schlossturm und vom Wasser her der Nebel in die Altstadt weht, kann man es fühlen. Dieser Ort verbirgt ein dunkles Geheimnis. Wie ein Waisenkind steht das Gebäude tagsüber im Trubel der feierwütigen Moderne. Doch, wenn es Mitternacht schlägt, kehrt die alte Zeit zurück. Manch einer sieht dann eine schemenhafte, weiße Gestalt am Fenster des Turms. Sie trägt ein rotes Band um ihren Hals. Ein Hinweis auf einen tragischen Tod?
Doch stimmt das? Gibt es nun rätselhafte Erscheinungen, die des Nachts immer den selben Ort besuchen oder sind es nur die alten Geschichten, die schon die Amme den Kindern erzählte als es weder Spielkonsolen, noch den dazugehörigen Strom gab? Nun, das scheiden sich die Geister…
In dieser Serie befassen wir uns mit diesem Phänomen. Und begeben uns auf die Spuren des wohl berühmtesten Geists in Düsseldorf: Jakobe von Baden, die als Herzogin der Stadt 1597 unter immer noch ungeklärten Umständen zu Tode kam. Vielleicht ist es gerade dieser Umstand, der sie nicht zur Ruhe kommen lässt.
Viele Indizien lassen wenig Zweifel daran, dass sie erwürgt wurde. Man sagt durch ihre politischen Gegner. Allen voran ihre Schwägerin und Erzrivalin Sibylle. Jakobe wurde des Ehebruchs angeklagt und in einem streng bewachten Zimmer eingesperrt. Hier fand man sie am Morgen des 3. September 1597 tot in ihrem Bett.
Augenzeugen beschreiben die Geistersichtungen zumeist als weiße Frau mit rotem Band um ihren Hals – was als Fingerzeig auf ihre Erdrosselung interpretiert wird. Heinrich Heine hingegen als “schwarzseidene Dame ohne Kopf mit langer, rauschender Schleppe“.
Unsere Nachforschungen beginnen mit einer Studie von Schriften über Jakobe von Baden. Dabei finden wir gute und umfangreiche Dokumente über ihr Leben. Wenig aber über die Geistergestalt. Es fällt auf, dass (vor allem im Internet) oft eine Quelle die andere zitiert und sich – man glaubt es kaum – die Inhalte dadurch alle ähneln… Uns jedoch reicht es nicht, wenn zu lesen ist, viele Leute berichten von einer weißen Gestalt, die durch die Gemäuer des Schlossturms hindurch verschwindet.
Deshalb gehen wir in dieser Serie folgenden Fragen nach:
1. Was sagen sog. Geisterjäger und was die Skeptiker?
2. Wer hat sie gesehen? Was sagen Augenzeugen?
3. Was können wir selbst beobachten (Das können lange Nächte werden… 😮 ).
Jakobe war eine beim Volk sehr beliebte und mildtätige Frau. Sie sollte uns also nicht gleichgültig sein. Überlegt doch mal: Das ist kein Spaß, Nacht für Nacht und über Jahrhunderte durch immer gleiche Schlossturmmauern zu fliegen… Sie könnte schon längst auf einer Wolke liegen und Fortuna gucken… Jaaaa doch: Oder DEG! 😉
Beginnen wir also mit Schritt 1. Und fragen die Experten.
In einem langen Gespräch mit Melanie Schindler – Pressevertreterin der Ghosthunter-NRW – erfuhr ich, dass sie unentgeltlich arbeiten, welche Ziele die Geisterjägern verfolgen, wie sie vorgehen und erhielt interessante Einblicke in ihren Kosmos.
Gerufen wird das Team von Menschen, die neben einzelnen Sichtungen vor allem unerklärliche Phänomene wir Geräusche oder Veränderungen in ihrem Räumlichkeiten wahrnehmen. Durch sorgsames Vorgehen mit ihrem technischen Equipment, versuchen die GH-NRW zuerst mögliche alltägliche Erklärungen zu finden bzw. auszuschließen. Oftmals finden sie dabei Stromleitungen, so dass sich z.B. ein seltsames Körpergefühl in bestimmten Räumen erklären lässt. Im nächsten Step wird versucht, mit einem Geist Kontakt aufzunehmen. Das erfolgt mittels eines Aufnahmegeräts, das Tonfrequenzen aufzeichnet, die unser Ohr nicht wahrnehmen kann. Hört man diese Stimmen jedoch beim späteren Abspielen,… ich schwöre Euch: Man bekommt Gänsehaut! Immer wieder kommen TV-Teams und begleiten die GH-NRW, so dass ihr Euch selbst ein Bild – eben auch von den Stimmen – machen könnt. Denn auf der Seite www.ghosthunter-nrw.de findet Ihr genügend Material (z.B. der Beitrag über Schloss Burg, Solingen). Ebenfalls spooky fand ich ihre Schilderung wie das Strommessgerät „im Dialog mit einem Geist“ stets auf die von Melanie angesagte Position ging. D.h., als sie sagte „Bitte bring die Anzeige jetzt auf 3.“,… dann kletterte sie auch auf 3.
Melanie ist von der Existenz von Geistern absolut überzeugt. Für sie ist es auch nichts schlimmes oder unnatürliches. Es ist für sie einfach eine Parallelwelt, in die wir gehen, wenn die Seele den Körper verlässt. Dass die Seele noch an dem gleichen Ort bleibt, könnte daran liegen, dass noch unbearbeitete Dinge – wie zum Beispiel die Suche nach dem Würger – zu erledigen sind. Auf meine Frage, ob Jakobe denn nicht wisse, dass der Mörder längst tot ist, meinte Melanie, dass es durchaus möglich ist, dass die gestorbene Person die Situation immer und immer wieder erlebt. „Natürlich ist das Wissen über diese Geisterwelt viel zu gering, um es genau sagen zu können.“, so die Sprecherin der GH-NRW. Eine grausige Vorstellung! Ständig erwürgt zu werden… Und ich beginne darüber nachzudenken wie es wohl wäre, eine solche Untersuchung auch mal beim Schlossturm durchzuführen. Vielleicht sollte jemand mal Jakobe Bescheid sagen, dass sie tot ist… Ok, die Stadt wäre um eine Attraktion ärmer. Aber fair wäre da schon… 😉
Natürlich gibt es auch Skeptiker, und im Idealfall befinden diese sich in einem konstruktiven Austausch mit den Vertretern der Geistertheorie. Denn beide räumen die Existenz von unerklärlichen Erscheinungen ein, sehen aber unterschiedliche Erklärungen dafür. So führen viele Skeptiker die Phänomene auf eine diffuse Wahrnehmung, die z.B. durch Dämmerlicht, Müdigkeit oder psychische Erkrankungen wie Schizophrenie u.a. auftreten können zurück. Ein sehr interessantes Interview mit dem Psycologen Sebastian Bartoschek findet Ihr ebenfalls auf www.ghosthunter-nrw.de. Als sehr wichtig erachte ich hier die Warnung vor Esoterikern, die ängstlichen oder psychisch kranken Menschen Geld abnehmen oder irgendwelche Rituale durchführen!
Mein Zwischenfazit für heute: Der Vorschlag einer Düsseldorferin, Jakobe zu zeichnen, hat uns auf ein spannendes Thema gestoßen – ganz gleich, ob man nun Glaubender oder Skeptiker ist.
Fortsetzung folgt.
Quellen:
• www.ghosthunter-nrw.de
• Heinrich Heine, 1826: Das Buch LeGrand
• 2004 – 2012 Marina Alice Mutz: www.zeitspurensuche.de
• 2010 / Harlekin, www.geisternet.com
• wikipedia: Weiße Frau & Jakobe von Baden-Baden
• Anke Pfennig, 2013: Schmuggler, Henker, Serienmörder, mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle, S. 26 ff.
• Anke Pfennig, 2004: Geister, Mörder und Schamanen, J.P. Bachem Verlag Köln,
1. Auflage, S. 31. ff.